Werkzeuge & Aktivitäten für traumhafte Nachbarschaften

Haus der Identität: Über das Alter(n) in allen Facetten nachdenken

Source: Figure based on Huis van de Identiteit, Houben, P. (2009). Interactief levensloopbeleid. Amsterdam: SWP.

Eine sehr inspirierende Methode, die in den Nachbarschaftsgruppen getestet wurde, war das „Haus der Identität“. Das Grundprinzip: Einen umfassenden Blick auf die eigene Situation und das Umfeld werfen. Wir sind das in der Regel nicht gewöhnt, weil wir uns zu oft in den Details des Alltags verlieren. Eine Folge davon ist, dass wir mögliche Quellen für Wachstum und Stärke übersehen. Im Konzept sind fünf grundlegende Lebensbereiche festgelegt, in denen sich Menschen im Laufe ihres Lebens entwickeln und zu denen werden, die sie sind. Diese fünf Bereiche bilden miteinander das „Haus der Identität“. Die Grafik weiter unten visualisiert es als Haus mit fünf Räumen.

Worum geht es bei diesen fünf Räumen?

Körper und Geist

Beim Raum „Körper und Geist“ geht es um Themen wie Bewegung, Sexualität, Erscheinung, Muskelkraft und mentale Gesundheit. Körper und Geist können in Gefahr sein; es ist sehr wichtig, physisch und psychisch gesund zu bleiben. Beispiele für Fragen, die man sich hierzu stellen kann: Esse ich gesund? Bewege ich mich genug? Kann ich entspannen? Bin ich zufrieden mit meinem Gedächtnis? Kann ich mit den neuen Medien umgehen?

Sozialleben

Dieser Raum steht für das soziale Netzwerk, die Beziehungen eines Menschen, etwa zur Familie, zu Freund*innen, Nachbar*innen oder in Vereinen. Hier denkt man über Fragen nach wie: Fühle ich mich manchmal einsam? Habe ich gute Kontakte? Erfahre ich Unterstützung? Helfe ich anderen?

Materielle Situation

Hier geht es um Einkommen, Wohnen, ein Zuhause mit genügend Komfort und ein sicheres Umfeld. Die Fragen hier sind: Habe ich ein passendes Zuhause? Lebe ich in einer schönen Nachbarschaft? Beziehe ich die Leistungen, auf die ich einen Anspruch habe? Bin ich mobil genug, um an der Gesellschaft teilzuhaben?

Arbeit und Aktivitäten

Beim Raum für Arbeit und Aktivitäten sprechen die Menschen über die Dinge, mit denen sie beschäftigt sind. Denken Sie dabei an (freiwillige) Arbeit, „etwas zu tun zu haben“, kreativ zu sein. Ein gutes Thema ist die Generativität (Erikson et al. 1971)1 Generativität ist der Wunsch, etwas zu erschaffen, etwas zurückzulassen, das für die folgenden Generationen von Wert ist. Mögliche Fragen: Was kann ich beitragen? Möchte bzw. brauche ich einen Job? Wäre freiwilliges Engagement etwas für mich? Bin ich für meine Nachbar*innen da, wenn sie mich brauchen, und sind sie für mich da? Wie gestalte ich meine Rolle als pflegende*r Angehörige*r: Komme ich damit noch zurecht oder besteht die Gefahr einer Überlastung?

Werte und Inspiration

Im Werte- und Inspirationsraum ist man eingeladen, über Werte und Ideen nachzudenken, die einem spirituellen und mentalen Halt geben oder die man im Leben umsetzen möchte. Beispiele für Fragen, die man sich selbst oder anderen stellen kann sind: Was ist für mich wichtig? Was erfüllt mich mit Sinn? Was sehe ich, wenn ich auf mein Leben zurück blicke? Welche Rolle spielen Tust oder Religion für mich?

In allen diesen Bereichen können sich die Teilnehmer*innen fragen:

  • Wie geht es mir?
  • In welchem Raum, in welchen Räumen fühle ich mich stark?
  • Wo kann ich etwas lernen? Kann mich hier weiterentwickeln und wachsen?
  • Wo muss ich einen Verlust akzeptieren?
  • Wo sollte ich weniger ehrgeizig sein und mir mehr Ruhe gönnen?

Schließen Sie sich nicht in einem Raum ein.

Menschen, die in einem dieser Räume einen Mangel fühlen, suchen manchmal sehr lange nach einer Verbesserung nur in diesem Raum. Sie sperren sich in einem Raum ein. Eine Krankheit wird diagnostiziert, und es entsteht der Eindruck, dass nur der Arzt, die Ärztin das Problem lösen kann. Jemand wird arbeitslos und sucht jahrelang – manchmal verzweifelt – nach genau demselben Job mit genau demselben Einkommen. Jemand fühlt sich einsam und setzt alles daran, einen neuen Partner, eine neue Partnerin zu finden. In einem solchen Fall kämpfen sich die Menschen oft durchs Leben – mit einem zu engen Blick auf ihre Optionen.

In den Dreamlike Neighbourhood-Gruppen in Den Haag führte die Arbeit mit dem Haus der Identität zu vielen verschiedenen Gesprächsthemen, wie zum Beispiel: schlechter Schlaf, Selbstbehauptung beim Arzt/bei der Ärztin, Leistungen der Krankenversicherung, digitale Kompetenzen gewinnen…

Die Methode ermutigt dazu, neue Optionen rund um Teilhabe und Sinn zu erkennen bzw. zu entwickeln.

In Den Haag lernten die Teilnehmer*innen voneinander, als sie sich zu ihren Träumen und Wünschen austauschten.
Foto © Loes Hulsebosch

1 Erik H. Erikson, Joan M. Erikson, Helen Q. Kivnick (1994) Vital Involvement in Old Age New York, London: New York, London. W.W. Norton and Company.