Die Nachbarschaftsgruppe in Bouwlust (Den Haag) brachte ihre Ansichten und Ideen in ein Stadtentwicklungsprojekt in ihrem Bezirk ein. Die Häuser in diesem Nachkriegsbezirk (Den Haag Süd-West) am Rande der Stadt sind bereits stark renovierungsbedürftig. Manche werden gerade saniert, andere abgerissen, um Neubauten Platz zu machen. Das große Pflegeheim neben einem der Treffpunkte der Nachbarschaftsgruppe wird ebenfalls neu errichtet.
Die Stadt organisierte Informationsgespräche, um die Bewohner*innen über die verschiedenen Projektphasen zu informieren. Da diese Treffen am Abend stattfanden, wurden sie von älteren Menschen kaum besucht. Die älteren Bewohner*innen befürchteten daher, dass sie im Projekt nicht gehört werden.
Aus diesem Grund lud die Nachbarschaftsgruppe die politischen Entscheidungsträger*innen und Projektmanager*innen der Stadt und der Wohnbaugesellschaft zu einem ihrer Gruppentreffen ein.
Vor dem Treffen wurden gemeinsam die Rahmenbedingungen vereinbart. Der Austausch war als offenes Gruppengespräch geplant. Es sollte keinen Vortrag mit PowerPoint oder Ähnlichem geben. Die Projektverantwortlichen wurden gebeten, offen und lernbereit in die Gruppe zu gehen.
Die Projektverantwortlichen brachten Pläne zum Treffen mit und erläuterten diese den Teilnehmer*innen. Diese hatten die Möglichkeit, ihre Perspektiven einzubringen und Feedback zu geben. Unter anderem wurden Themen wie Sicherheit und Barrierefreiheit besprochen. Die Teilnehmer*innen waren etwa der Ansicht, dass die geplanten Tiefgaragen weder altersfreundlich noch sicher waren. Außerdem machten die Teilnehmer*innen Vorschläge zur Planung der Gebäude, etwa des Gesundheitszentrums, des Kindergartens oder der Caféteria. Sie sollten an der Außenseite des Wohnkomplexes errichtet werden, mit dem Eingang zur Straße hinaus. Die Teilnehmer*innen waren der Ansicht, dass der Eingang eher nach innen, hin zur Nachbarschaft orientiert sein sollte. Dies würde stärker ein Gefühl von Nachbarschaft, Sicherheit und Zugänglichkeit vermitteln. Für die Projektverantwortlichen war dies eine ganz neue Sichtweise. Es stellte sich heraus, dass sie eher die finanzielle Machbarkeit im Blick hatten als die einfühlsame Gestaltung eines Lebensraumes.
Das Treffen war ein Beispiel dafür, wie der Dialog zwischen Stadt und Bewohner*innen verbessert werden könnte. In einem kleinen Kreis fühlt sich fast jede*r sicher genug, die eigene Meinung einzubringen und gehört zu werden. Die Projektverantwortlichen machten sich auf den Weg zu den Bewohner*innen und nicht umgekehrt, und die Bewohner*innen waren am Wort.